... wäre mal ein Geschenk über das ich mich freuen würde.
Gibt es eigentlich auch ein deutsches Wort für die Gabe, zufällig glückliche und unerwartete Entdeckungen zu machen?

Gehst Du noch?

Ach, weisst Du, ich glaube ein Glas Wein und ein Buch tun's jetzt eher. Squash vorhin, naja. Gehst Du?

Ja, wenigstens 'ne Stunde.

Na, viel Spass dann.

Hmm ... ok.

[später]

Du, wollt nur sagen, ich werd' dann auch nicht mehr, bin doch ziemlich fertig. Und die Idee mit Wein und Buch, naja, wär ja eh' nicht lange geblieben.

Hmm, gerade hab' ich mich durchgerungen, doch noch zu gehen. Wollt' noch warten bis mein Glas Rotwein warm genug ist, dann austrinken, kurz Internet und ein Taxi nehmen.

Ah. Na, also, weiss nicht. ... Da mit dem Taxi hin, fühlt sich auch irgendwie falsch an.

Jaa, nee, da wollt' ich dann auch nicht ..., wollt' die schon anrufen vorher, und wenn sie noch rüber nach nebenan, dann würd' ich mich auf den Weg machen. ... Soll ich Dich abholen?

Hmm, naja. Ruf doch nochmal an bevor Du losgehst.

Ich stocke übrigens jedes Mal, wenn ich »immer noch« schriftlich verwenden will. Finde es natürlich, das zusammen zu schreiben. Dann meldet sich jedoch regelmässig dieser unbestimmte, eingebläute Zweifel. Wie bei kucken und gucken. So stelle ich mir das Gefühl eines frühkindlich auf Norm-Rechts umerzogenen Linkshänders vor, wenn er bei einer neuen Aufgabe vielleicht für die Millisekunde mit der Wahl der Hand hadert.

... und schreibe es dann doch zusammen.

Will raus hier. Man ist ja flexibel. Schlagwort, das müssen Sie bieten. Weltoffen, dynamisch, interessiert, motiviert und ein bisschen jung darf's auch sein? Natürlich.

Südamerika. Das wär was, für ein Jahr oder zwei oder fünf, wer weiss, der's nicht versucht. Mehr als versucht bin ich.
Südostasien. Erfahrungen? Selbstverständlich! Langeweile lange nicht.
Südeuropa auch, wenn's denn nicht so schlecht aussähe dort. Aber lassen Sie mich ehrlich sein, hier, geht ja sonst nicht im BeWerbungsgespräch, ohne das Sie müde-blöd grinsen ... die Lebendigkeit, die Gegend, die Leute, das Wetter, das Neue, der Anspruch, das sind Kriterien, nach denen ich auswählte. Also auch auf die traurig-traumige Wunschliste.

Ich hätte keine Wahl? Schon klar, genausowenig ihr. Müsst die nehmen, die sich am meisten anpreisen. Wenn das Angebot ins Unüberschaubare steigt, ist der Nachfrager immernoch gefickt.

An diesem Abend, nach 22 Uhr, als die letzte studentische Trainerhilfskraft des Fitnessstudios längst gegangen ist, um Bücher zu stemmen, wie ich mir ausmale, bilden 2 schnaufende Männer meines Alters und auch, wohl zu ihrem Missfallen, ungefähr meiner Statur die spärliche Restkundschaft. Dass sie Augen haben, würde ich hier ruhigen Gewissens behaupten, derweil vor Gericht ... nun, mit Sicherheit wüsste ich es nicht zu sagen, verschwinden ihre Lider doch nahezu vollständig in Falten der Anstrengung. Ungeheuer müssen die Schmerzen sein, die sie ertragen.
Auf meinem Fahrrad fühle ich mich entspannt und wenn der Puls arg langsam zu werden droht, erzeuge ich in Gedanken etwas Vorfreude auf den anschliessenden Saunagang. Der Raum ist aus dem Sattel gut zu überblicken und nach einigen Kilometern kenne ich die beiden Männer gut genug, dass ich ermutigt bin, sie anzusprechen. Einerseits um den MTV2-Klangteppich über meinen Gedanken wegzuziehen, andererseits, um sie nach dem Geheimnis der Motivation zu fragen. Es scheint ihnen bekannt zu sein, denn sie spannen sich wieder und wieder gegenseitig aber freiwillig in die Maschinen, die ihnen dann so offensichtlich Qualen bereiten.

"Seid ihr schon länger hier dabei?", bringe ich für einen Moment die Musik zum Schweigen, friere die Hantelstange des einen in der Luft über seinem Gesicht ein. Man hört einen Schweisstropfen über seine Schläfe rollen und auf dem Boden aufschlagen.

Hmmpf!
Ohne die Augen aufzukneifen, stemmt er sein Gewicht die gleichen 40cm in die Höhe wie schon etliche Male zuvor.
Christina Aguilera wirft mir wieder ihre Hand in dieser zwischen Abwehr und Forderung unentschlossenen Geste entgegen, die Botschaft des ganzen Videos zu sein scheint und ich entscheide mich vor dem nächsten Hügel gegen die Bergetappe und für die Sauna. Ein Trikot nützt mir dort auch nichts.

Wenn Sie das so beiläufig erwähnen, fällt mir der Katzenjammer auf, der mehr oder weniger pünktlich um die Mittagszeit von nebenan herüberdringt. Jeweils ein mittelkurzer, leicht schwankender und gegen Ende tiefer und luftschwächer werdender Schrei, ähnlich dem Brummen eines dieser alten Teddybären mit mechanischer Stimme, nur Oktaven höher.
Nachbarn traue ich regelmässig Abgründigeres zu, als dem wildfremden Kannibalen, welchen mir Presse, Funk und Fernsehen als panoptische Schaudergestalt nominieren.

Sie verstören mich regelmässig mehr als Bilder, Bücher und Filme, die zaghaften Erzählungen, eher Andeutungen meiner Grossmutter über die Zeit als die Russen im Dorf waren. Und wie man ihr immer wieder die verzweifelte Ungläubigkeit anmerkt, wenn sie sagt: "Unsere haben das ja sicher nicht anders gemacht ..."
Ich will dann erklären, dass im Krieg alle Menschen gleich sind, es nicht die Guten und Bösen gibt, schäme mich aber im gleichen Moment ob dieser Arroganz des Unbeteiligten und schweige. Schweige viel wenn Sie so erzählt und weiss nicht einmal, wie ich ihr meine Dankbarkeit mitteilen kann.
Ich kann nur hoffen, sie merkt es.

Aufruf zur umfassendsten, systematischen Erforschung des eigenen Koerpers seit der Pubertaet. Auf der Suche nach verbundenen Nervenenden, laienhaft.
Bei mir zum Beispiel unter dem Nagel des rechten Ringfingers. Berührt man dort eine bestimmte Stelle, kitzelt es gleichzeitig in der Hüfte.
Ein ebensolcher Effekt zwischen Nacken und Oberarm.
Wenn ich mal Zeit habe ...

Der nackte Mann ist an die 40, und erzählt gerade über seine Bescheidenheit:

»Ja, ich bin sehr bescheiden. Kam gestern erst eine Lieferung mit T-Stücken, nur elf statt hundert, aber ich ...«

»Mit was?«, unterbricht ihn sein Gesprächspartner.

»Eine Lieferung hab' ich heut' gekriegt, für einen grösseren Auftrag. Meine Firma ..., also T-Stücke! Waren doch in dem Paket nur elf, obwohl ich hundert wollte. Aber ich war zufrieden. Wären es hundert gewesen, OK, aber ich krieg elf und freu mich trotzdem.«

»Ahja, sind Sie also ein sehr genügsamer Mensch«, smalltalkt der andere, während er sich das Unterhosengummi an den Bauch schnipsen lässt und nach der Hose greift.

»Ja, sehr.« Der Mann nickt und fügt ins Leere blickend hinzu: »Das ist auch manchmal mein Problem ... jaja.«

Nach einigen Sekunden Stille in der Umkleide beginnt er, seinen Pullover überzuziehen ... als erstes Kleidungsstück.

... als die Nachricht re: Ich hasse Dich in der verzweifelt minütlich abgefragten Mailbox auftauchte.
Egal was, Hauptsache etwas Endgültiges. Manchmal überwindet man das Verständnis für die Verwirrung auf beiden Seiten, den eigenen Schmerz, die Angst vor der Zukunft und sehnt sich nach irgendeiner Entscheidung.

Dann der Mailtext:
Wenn Du meinst mich beleidigen zu müssen, nur weil ich Dir
ein paar Liebes- Mails geschrieben habe, dann tut es mir Leid.
Hier haste deine blöden zynischen Antworten wieder!
Auf nimmer Wiedersehen .....
Man klickt in letzter Zeit sowieso immer zu hektisch, liest zu aufgeregt, rotiert Gedanken zu heftig, um sie fassen zu können. Unverständliches ist nicht ungewöhnlich, drum.

Die erleichternde Enttäuschung bringt der Absender, indem er sich als der gutgenährte, sympatisch verwirrte Assistent am Lehrstuhl der alten Hochschule entpuppt.

Jetzt fällt der Anhang auf: haha, sehr witzig.com

Ein gequältes, aber doch ein Lachen, kämpft sich die Brust hinauf.
Wo eins ist, sind vielleicht noch mehr.

A virus made my day.