Ein wenig ärgert es, aus Sturheit vor zehn Jahren Bukowski nicht verschlungen zu haben. Tat ja sonst jeder, nicht mit mir.
Mittlerweile hat man mit jenem Stolz gebrochen und sich sogar von Platzbesetzern in die kurzfristig notbestuhlte Halbreihe vertreiben lassen. Wozu streiten, ein harmonischer Bukowski-Abend sollte es werden.
Der kleine Raum hat 9 Sitzreihen, halbe nicht mitgezählt. An der Decke die üblichen Scheinwerfergerüste, geweisste Wellblechstücke sorgfältig an die Wand geschraubt, der Akkustik, nicht des Schrottplatzambientes wegen. Das Publikum eine Mischung aus Punks die früher mal welche werden wollten, alten Leuten die nie welche werden wollten, aber vergessen hatten, darauf zu achten und uns, die wir auch schon mal anders waren.
In der Pause trinken alle theateratmosphärisch vornehm Rotwein im Foyer und lächeln selig. Dann ruft der dritte Gong zur gesitteten Wiedereinnahme der Plätze.
Percussionist und Vorleser lehnen bereits wieder an und in dem verrauchten Bühnensofa. Eine neue Zigarette für die angenehm tieftrockene Stimme, ein Schluck aus dem Weinglas, Maja Thurup trommelt, das Publikum lacht, lächelt, klatscht.
Noch zwei Gedichte, dann drei Vorhänge, viele erwärmte Herzen fahren heim, die meisten zu zweit. Manche werden in dieser Nacht noch Liebe machen.