Herr Hack grolltschreibt über ÖPNV-Musiker. Wie so oft, ein guter Anstoss für eigene Erinnerungen.
In der Brüsseler Metro begleitete mich wochenlang nahezu jeden Morgen ein Akkordeonspieler für je eine Station. Rumäne, wie ich annahm und äusserst unansehnlich, was nichts miteinander zu tun hatte.
Ungeachtet seiner Erscheinung, schaffte es dieser Mensch regelmässig, mich und nicht wenige andere Fahrgäste der sonst mit grimmigem Desinteresse überfüllten U-Bahn, zum Lächeln zu bringen. Er spielte derart mitreissend, balancierte seinen unförmigen Körper gekonnt zwischen dem Rhythmus der Musik und dem der Bahn und lächelte dazu mit seinem riesigen Mund in einer Weise, die dann und wann - ich habe es selbst gehört - einen Zuhörer zum Mitsummen brachte.
Später muss er dann eine Freundin gefunden haben. Von da an stieg nämlich, nachdem er an seiner Station den Wagen verlassen hatte, eine junge Frau zu und blies schrecklich falsch und melodiebetrügerisch in eine Mundharmonika. Einen Stop darauf, konnte man, wenn die Metro lange genug hielt, die beiden Hand in Hand die Bahnsteigseite wechseln sehen.